Scientology-Verbot?

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Die Debatte um ein Verbot der Scientology hat bestenfalls symbolischen Charakter. Der Bedarf nach fundierter Aufklärung über die selbsternannte Kirche des Ron Hubbard wird aber, angesichts steigender Medienpräsenz, dringender.

Die Innenminister der Bundesländer haben sich am vergangenen Freitag ungewöhnlich geschlossen für eine erneute Prüfung der Scientology ausgesprochen. Allerdings äußerten sich demgegenüber noch am selben Tag kritische Stimmen: So sprach Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner (SPD) von „große[r] Skepsis gegenüber einem solchen Verbotsverfahren“, das „rechtlich […] sehr kompliziert“ sei. Gleichzeitig räumte er ein, die Pseudo-Religion bediene sich unzweifelhaft „kriminelle[r] Methoden“. Die Kompetenz für ein Verbot liege ohnehin beim Bund, und Innenminister Schäuble sei angesichts der rechtlichen Bedenken eher skeptisch.

Scientology ignorierte die eigene Medienpräsenz zunächst. Erst am Montag wurde auf der Homepage der „Scientology Kirche Berlin“ ein Beitrag in der Rubrik „Nachrichten“ veröffentlicht. (Das ist allein schon bemerkenswert – im laufenden Jahr wurden nämlich insgesamt nur sechs Beiträge eingestellt.) Darin werden diverse Urteile deutscher Gerichte aus den letzten fünfzehn Jahren referiert, welche Scientology unter den Schutz von Artikel 4 des Grundgesetzes, die Religionsfreiheit, stellten.

Berlins Innenpolitik will indessen auf die verstärkte Präsenz Scientologys in der Hauptstadt reagieren: Ein Sektenbeauftragter soll sich ab 2008 unter anderem um die selbsternannte Kirche nach Ron L. Hubbard kümmern. Die im Januar eröffnete „Scientology Kirche Berlin“ provozierte schon einige Kontroversen. Zuletzt fand der Vorschlag von CDU und SPD, die Bushaltestelle in der Otto-Suhr-Allee zu verlegen, mediale Resonanz. Angeblich belästigten die Hubbard-Leute wartende Fahrgäste.

Solche Vorstöße, seien es die Verlegung einer Bushaltestelle um 200 Meter oder das überstürzte Verbot einer neukirchlichen Bewegung, welche – man mag davon halten, was man will – unzweifelhaft die Bedingungen einer Weltanschauung erfüllt, sind bestenfalls symbolisch. Ihre Umsetzung ist mehr als unwahrscheinlich. Realistischer ist die Einschätzung Stegners, der verstärkte Aufklärung forderte: „Es ist wichtig, dass niemand überhaupt erst in Gefahr gerät.“

Und die Gefahr besteht; in Berlin vielleicht mehr als anderswo – Ob am Alexanderplatz oder auf der „Winterwelt“ des Potsdamer Platzes: Was aus der Ferne aussieht wie ein Flohmarkt mit John-Grisham-Erstausgaben, erweist sich immer öfter als Infostand der Scientology. Stress-Test und Büchermarkt inklusive. Statt Jusitzthrillern werden allerdings etwas unausgegorene Phantasiebücher angeboten. Immerhin beängstigend, wenn man bedenkt, dass die Scientology in Deutschland laut offiziellen Schätzungen gerade mal 6.000 Mitglieder zählt.

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