Kommentar: „Shopseeing“ – bitte was?

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Es klingt im ersten Moment fast ansprechend: „Entdecken Sie ein Stück Hamburg jenseits der Touristenströme!“. Aber gleich beim zweiten Satz beginne ich, geistig zu stocken. Warte mal… die wollen mir hier Karten für etwa 30 Euro verkaufen, damit ich in einer geführten Touristenrunde die kleinen Läden „abseits der Touristenströme“ kennenlerne? Etwas in deren Rechnung geht da doch absolut nicht auf…

Eigentlich ist die Idee des „Shopseeing“ gar nicht schlecht: statt in große Ladenketten durch kleine, inhabergeführte Geschäfte stöbern, selbstgemachte Leckereien probieren, mit den Inhabern schnacken und etwas mehr über die Geschäfte erfahren. Aber mal ehrlich – die schlechteste Methode, kleine „Shop-Perlen“ zu entdecken, ist es doch, dort mit einer geführten Touristengruppe anzutanzen! Statt sich zwei bis drei Stunden von Laden zu Laden führen zu lassen, dort schon mit Probeleckereien empfangen zu werden, immer die gleichen Fragen beantwortet zu bekommen: Wie wäre es denn, sich stattdessen Tipps von Bekannten oder eingefleischten Hamburgkennern zu holen, einfach mit ein, zwei Freunden auf Shoppingtour zu gehen, privat mit den Ladenbesitzern zu plaudern? Und Probierhäppchen bekommt man sicherlich auch, ohne vorher mit Gruppe angemeldet zu sein und dafür auch noch horrende Ticketpreise zu bezahlen.

Ich will die Grundidee nicht schlecht machen, aber ganz persönlich: Wenn ich Lust auf kleine Läden ohne Touristenströme habe, dann gehe ich bestimmt nicht in einer Menschengruppe, die ich nicht kenne, und einem Reiseführer, der die Tour mehrmals die Woche anbietet, los. Ich gehe auf eigene Faust oder mit engen Freunden los, streife durch die Nebenstraßen von St. Pauli oder die Marktstraße, meinetwegen auch durch Eppendorf (neben St. Pauli die zweite Tour des Shopseeing-Anbieters), über Stadtteilnachtmärkte und Nachtmärkte. Ich kann kaufen, was ich will, so lange bleiben, wie ich will, zwischendurch essen, wo und was ich will und auch wieder gehen, wann ich will. Und dafür brauche ich nun wirklich keinen Touri-Führer!

 


Bild: Luana Rigolli – Fotolia