East Side Gallery – Streit um Sanierung

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Sie ist die längste Open-Air-Galerie der Welt. Sie gehört inzwischen zu den Wahrzeichen Berlins. Doch die East Side Gallery ist massiv vom Verfall bedroht. Jetzt gibt es ein Sanierungskonzept. Aber es regt sich Widerstand unter den Künstlern.

Im Frühjahr 1990, wenige Monate nach dem Mauerfall, griffen sie zu den Pinseln und bemalten einen großen Abschnitt der Mauer mit Bildern, die mittlerweile zu Ikonen geworden sind.

Eines der berühmtesten Mauerbilder ist der „Bruderkuss“ von Dmitri Vrubel, das eigentlich den Titel „Mein Gott hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben“. Dieses Bild jedoch gibt es inzwischen gar nicht mehr. Es ist mit Wasserdampf entfernt worden. Warum?

Die extrem brüchige Bausubstanz der Mauer, die Witterung und viele Graffitis haben dem Kunstwerk in den 20 Jahren stark zugesetzt. Daher begann im Oktober 2008 die erneute Sanierung der East Side Gallery. Bereits im Jahr 2000 wurden mit Unterstützung des Verbandes der Lackindustrie 40 der stark beschädigten Bilder restauriert. Verantwortlich für den Erhalt der East Side Gallery ist die 1997 gegründete „Künstlerinitiative East Side Gallery e.V.“ unter dem Vorsitz des Berliner Künstlers Kani Alavi.

Diese Initiative aus Künstlern und Kultur-Schaffenden beschloss auch, die alten Bilder nun mittels Wasserdampf zu entfernen, den Untergrund auszubessern und danach die Bilder originalgetreu wieder aufzumalen. Vielleicht keine ideale Lösung, aber der schlechte Beton der ehemaligen Berliner Mauer lässt wohl keine Alternativen übrig.

Unverständlich ist allerdings, warum viele der Mauer-Künstler über diese Vorgänge nicht informiert wurden. So musste Dmitri Vrubel mit Entsetzen feststellen, dass sein Gemälde schlicht und ergreifend nicht mehr existiert. Jetzt bekommt er, wie alle anderen Künstler auch, 3000 Euro für das Wiederaufmalen ihrer Bilder. Viel zu wenig, wie nicht nur die Künstler zu Recht protestieren.

Immerhin ist die East Side Gallery ein in der Welt berühmtes Kunstwerk, Anziehungspunkt und Sehenswürdigkeit für Millionen Touristen alljährlich. In 20 Jahren ist enorm viel Geld mit der Weiterverwertung wie Postkarten, Büchern und Kalendern gemacht worden. Die Künstler wurden an den Umsätzen nie beteiligt.

Wer an diesem Versäumnis Schuld hat, wäre wohl der nächste Streitpunkt. Aber dass die Künstler wenigstens jetzt ein angemessenes Honorar bekommen, darüber sollte bundesdeutsche Einigkeit herrschen.