N 17: Nicht nobel, sondern edel speisen

      Kommentare deaktiviert für N 17: Nicht nobel, sondern edel speisen

Okay, okay, Neumühlen ist nicht mehr St. Pauli, sondern streng genommen Ottensen. Aber wir nehmen das nicht so eng. Immerhin liegt diese Straße näher am Wasser als die meisten Orte auf St. Pauli und es geht bei uns schließlich um Hafenkultur. Ende dieser Diskussion.


Kommen wir zum Thema: „N 17“ steht für Neumühlen 17, eine der wenigen noch befahrbaren Straßen unten an der Elbe und die Adresse eines (relativ) neuen Restaurants. Einen Ort zum Speisen gibt es hier schon lange: Einst betrieb Christian Rach an dieser Stelle sein schickes „Tafelhaus“, danach hoffte „Die Bank“-Betreiber Dirk von Haeften auf einen zweiten noblen Wurf, musste aber nach nur einem Jahr Insolvenz anmelden.

Nun also hat sich seit Mai diesen Jahres der Gründer der Plattenfirma Edel, Michael Hantjes, dem Restaurant angenommen. Was nahe liegt, schließlich residiert der Edel Verlag im gleichen Gebäude. In der Küche hat Leonard Bader das Sagen, er hat schon auf dem „Süllberg“ am Herd gestanden und kocht im „N 17“ das, was die Natur saisonal so zu bieten hat – und (fast) alles kommt aus der näheren Umgebung.

Ich durfte die Köstlichkeiten an einem wunderbar warmen Sonnabend-Abend genießen, ein Tag wie er in Hamburg nicht schöner hätte sein können. Wir saßen natürlich draußen und mein Freund, ganz der Gentleman, überließ mir den direkten Blick aufs Wasser. Im Rahmen des Hamburger Schlemmersommers genossen wir ein fantastisches 4-Gang-Menü (59 Euro für 2 Personen), zu dem wir uns auch das empfohlene Wein-Menü (18,50 Euro) munden ließen.

Es begann mit einer Surf’n’Turf-Trilogie, bestehend aus Lachs-Sashimi, Vitello Tonnato und Bison-Carpaccio. Anders als im Kino, konnte man hier nicht sagen, welcher Teil einem besser gefallen hätte. Langweilig war keiner, köstlich alle drei. Als ersten Zwischengang gab es ein geeistes Bloody Mary-Süppchen, das sich ebenso gut löffeln wie trinken ließ.

Mit dem Hummer-Risotto folgte ein Gericht, das meinen Freund – ein erklärter Risotto-Gegner – zum Jubeln brachte und mir wiederum die Chance einbrachte, ihm bei nächster Gelegenheit in der heimischen Küche eines unterzujubeln. Kombiniert mit Meeresalgen und Garnele , hatte es die perfekte Konsistenz und verlangte nach mehr. Das kam wenig später mit dem Besten vom Stubenküken. Nun ist an so einem Küken nicht viel dran, doch auch das schmeckte herrlich. Abgerundet wurde das ganze mit einer leckeren Eiskreation, der dann auch noch der obligatorische Espresso nebst einem cremig-zarten Haselnussbrand folgte.

Alles in allem ein rundum zufriedenstellender Genuss, zu einem okayen Preis. Die Gerichte auf der regulären Karte sind natürlich teurer und liegen für Fisch und Fleisch bei um die 28 Euro, bei des Küchenchefs Leibspeisen bei um die 19 Euro. Wenn die Küche weiter hält, was sie an diesem Abend versprochen hat, aber eine lohnenswerte Ausgabe.
Tipp: Wer mittags etwas Zeit hat und die Küche mal testen möchte, sollte unbedingt zum Lunch kommen. Die Preise liegen dann bei um die zehn Euro und die Aussicht ist ebenso atemberaubend wie am Abend.

Adresse:
N 17 – Neumühlen 17
Di bis Do, 12 bis 14 Uhr und 18 bis 24 Uhr
Fr bis So, 18 bis 1 Uhr
Montag geschlossen
www.river-grill.de

Foto: Judy Born