Vom Porno-Kino zum Kulturcafé: Das Gloria-Theater

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In Köln hat so manches Traditionshaus eine ziemlich holprige Historie hinter sich. Zu den schillerndsten Beispielen gehört das Gloria-Theater auf der Apostelnstraße. Schräg geht es dort heute noch zu, doch mindestens genauso schräg ist die Geschichte dahinter. Von Heino bis Hella von Sinnen hat hier schon so mancher Kurioses geboten und geboten bekommen.

Über ein halbes Jahrhundert lang ist das „Gloria-Theater“ nun bereits eine feste Kölner Instanz. Eröffnet am 30. November 1956 und bis heute in Betrieb (mit zeitweiligem Leerstand in den 80ern), hat das Kulturcafé in der Nähe des Neumarktes schon einige Nutzungsarten durchlebt. Selbst als Filmkulisse hat es gedient: Sönke Worthmann drehte hier nämlich einige Szenen seines Erfolgsfilms „Der bewegte Mann“.

Zunächst war das Gloria als Lichtspieltheater angelegt. Zur Eröffnung gab es mit „Verlobung am Wolfgangsee“ eine typische deutsche 50er-Jahre-Komödie zu sehen. Weniger brav ging es hingegen in den 70ern zu, als das Theater in erster Linie als waschechtes Porno-Kino genutzt wurde, in dem auch schon mal Ingrid Steeger unbekleidet über die Leinwand huschte.

Erst im Folgejahrzehnt konnte das Haus seinen zweifelhaften Ruf ablegen. Der Kinobetrieb wurde eingestellt, und das Gloria mauserte sich zum Szene-Club mit Kleinkunstbühne und deutlicher Fixierung auf ein schwul-lesbisches Publikum. Zu den Höhepunkten dieser Entwicklung zählt bis heute jene legendäre Rosa Karnevalssitzung, zu deren Gästen wie selbstverständlich der damalige Oberbürgermeister Harry Blum und das offizielle Dreigestirn gehörten.

Über die Jahre haben sich illustre Namen aus Comedy und Show die Klinke des Gloria-Theaters in die Hand gegeben. Hella von Sinnen feierte hier die Premiere ihres Soloprogramms, Heino trat mit den Weather Girls auf, und die Kelly Family spielte zugunsten der AIDS-Hilfe. Längst haben auch internationale Künstler den eigenen Charme des Hauses für sich entdeckt. Zuletzt etwa präsentierte hier „Dresden Dolls“-Sängerin Amanda Palmer zum ersten Mal in Deutschland ihr bemerkenswertes Musiktheater-Projekt „Evelyn Evelyn“.

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