Ultimatum für die Rote Flora

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Bis zum 20. Dezember hat Klausmartin Kretschmer den Besetzern der Roten Flora Zeit gegeben, das Gebäude zu räumen. Sollten Sie dies nicht tun, will er ihnen monatlich 25.000 Euro plus Mehrwertsteuer in Rechnung stellen. Kretschmer und sein Berater Gert Baer sind auf Konfrontationskurs – und die linke Szene nun auch. Deutschlandweit kündigen sich Proteste, Solidaritäts- bekundungen und Besuche an. Das Hamburger Abendblatt widmete gestern seinen Leitartikel dem Thema Rote Flora, und nimmt dabei eine für manche überraschende Position ein.

„Weder muss man die Rote Flora […] noch ihre […] Parolen teilen – eine Stadt wie Hamburg aber bedarf eines Stachels im Fleisch […]. Eine weltoffene Stadt kann eine Flora aushalten. Schwer auszuhalten ist […] das Kalkül der Brandstifter und das Geschäft der Polarisierer.“ (Matthias Iken, Hamburger Abendblatt)

Über den Hintergrund dieses „Rauswurfs“ kann zwar nur spekuliert werden, die Vermutungen scheinen jedoch sehr schlüssig: Kretschmer kaufte die Rote Flora, als sie bereits besetzt war, für knapp 190.000 Euro. Er merkte, dass das kein gewinnbringendes Geschäft war. Seit 2011 versucht er, das Gebäude wieder loszuwerden, und scheint in Baer einen kompetenten Berater an seiner Seite gefunden zu haben. Mit der Aussage „Wir fahren […] über die Feiertage zum Skilaufen und wollen das vorher vom Tisch haben.“ (Hamburger Abendblatt) schürt er den Konfrontationskurs weiterhin – die Stadt soll so in eine Zwangslage gebracht werden und Kretschmer das Gebäude aus Angst vor ausufernden Protesten und Gewalt zurückkaufen.

Es scheint, als hätte Klausmartin Kretschmer diesen Kampf fast schon gewonnen. Gehen die Besetzer nicht von selbst, was sehr wahrscheinlich ist, wird er Räumungsklage einreichen und das Nutzungsentgelt von 25.000 Euro monatlich einklagen. So werden sowohl alle linken und autonomen Unterstützer als auch die Stadt Hamburg zu gehorsamen Marionetten gemacht: die Linken werden wie kalkuliert mit Gewalt protestieren, die Stadt soll das Gebäude von ihm zurückkaufen und eine Eskalation verhindern.

Ob Kretschmer mit seiner Räumungsklage vor Gericht jedoch Erfolg haben wird, ist jedoch fraglich. Wir halten euch natürlich auf dem Laufenden.

 

 Bild: Frede Calli