Schanze: Die Demonstration, die zur Straßenschlacht wurde

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Die Demonstration am Samstag, zu der bereits seit Monaten aufgerufen wurde, hinterließ ihre Spuren in der Schanze. Was da am Samstag passierte, wird zu Recht als heftigste Straßenschlacht in Deutschland seit vielen Jahren bezeichnet, und beschränkte sich nicht nur auf die Sternschanze. Zurück bleiben nun ein angeschlagener Stadtteil, viele Verletzte, politisch gegensätzliche Zukunftsforderungen und eine Ideologie als Scherbenhaufen.

Gewalt von beiden Seiten

Es beginnt noch ruhig mit der Kundgebung der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“, die am Steindamm eine Kundgebung statt der Adventsdemo angemeldet hatte. Danach verlagert sich das Geschehen ins Schanzenviertel. Die Stimmung dort ist gereizt und über 3.000 Polizeibeamte aus dem ganzen Land sind vor Ort. Etwa 8.000 Demonstranten haben sich um das Schulterblatt und die Neue Flora versammelt; an der Demospitze gruppieren sich mehrere hundert Schwarzvermummte. Es sollte losgehen, doch weit kam der Protestmarsch nicht: Der Demonstrationszug setzte sich laut Pressemitteilung der Polizei unvermittelt und zu früh in Bewegung und attackierte die Polizeibeamten mit Flaschen, Steinen und Pyrotechnik, schaffte dann nur wenige hundert Meter, bevor er mit Wasserwerfer- und Polizeiaufgebot gestoppt wurde. Viele Augenzeugen berichten jedoch, dass die Angriffe auf die Beamten erst begannen, als der Demonstrationszug grundlos und gewalttätig gestoppt wurde. Jetzt streiten sich die Fronten, ob dieser Polizeieinsatz gerechtfertigt war oder zum strategisch früheren Stopp des Demonstrationszuges geplant war. Dies wurde unter anderem von Antje Möller, Bürgerschaftsabgeordnete der GRÜNE Fraktion und Christiane Schneider, die beide vor Ort waren, zur Diskussion gestellt und soll nun in einer Sondersitzung des Innenausschusses debattiert werden. Ganz anders sehen die Situation CDU-Politiker Kai Voet Van Vormizeele und SPD-Politiker Arno Münster, die nach den schweren Krawallen nun eine Änderung des Demonstrationsrechtes fordern. Demnach sollen Anmelder einer Demonstration für die Versammlung Haftung übernehmen.

Zukunft ungewiss

Nachdem die Demonstration aufgelöst wurde, fanden die ganze Nacht hindurch weitere spontane Demonstrationen, Kundgebungen und Randalen in der Schanze, auf dem Kiez und auch in der Innenstadt statt, die als ausgewiesenes Gefahrengebiet jedoch zum größten Teil ruhig bleib. Auch am nächsten Tag kam es erneut zu kleinen Aufmärschen und spontanen Protesten.

Gewinner gibt es keine bei dieser Demonstration. Gewaltbereite, teils zugereiste Demonstranten tun dem Stadtteil und der Roten Flora durch eine solche Vorgehensweise keinen Gefallen. Auch die Vorgehensweise der Polizei kann keinesfalls als deeskalierend bezeichnet werden. Die Hintergründe dieser Demonstration verdienen Beachtung und politische Diskussion. Beachtet werden nun hingegen vor allem die Demo-Bilder voller Gewalt und neben den Sachschäden auch die menschlichen Schadenszahlen: 500 Demonstranten und 120 Beamten wurden verletzt. „Hamburg, meine Perle“? Nein, gerade leider nicht.

 

Foto: Daniel Etzold – Fotolia