Messerstecherei am Jungfernstieg

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Schon wieder schockt ein Mord unter Jugendlichen Hamburg: Ein junger Mensch wurde in der Innenstadt erstochen.

Jungfernstieg. Wie oft spaziere ich durch den U-Bahn und S-Bahn-Schacht der HVV, um in die Innenstadt zu gelangen oder in die Europa-Passage? Wie oft werfe ich noch ein Lächeln in Richtung des Bäckers meines Vertrauens, bei dem ich vor ein paar Jahren jeden Morgen mein Frühstück zur Arbeit abholte? Wie oft denke ich mir aber auch im Stillen: Meine Güte, was flankieren hier für Leute. Anzüge, polierte Schuhspitzen, Tierfelle. Der Jungfernstieg ist ein Inbegriff für Luxus. Für Konsum. Ein Aushängeschildchen für Hamburg.

Und was für eine Gänsehaut rollt mir über den Rücken, als ich heute Morgen die Zeitung aufschlage und die neueste Horrormeldung lese, dass dort ein Junge gestorben ist. Keine 20 Jahre alt. Hat mit seinem Kumpel nichtsahnend am Freitag Abend auf die S-Bahn gewartet, vielleicht wollten sie noch zum Kiez, einen drauf machen, ein paar hübsche Mädels kennen lernen. Dann tauchen plötzlich fünf Jugendliche auf, sie marschieren auf den Jungen zu, es kommt zur Auseinandersetzung.

Der Täter rammt dem Jungen ein Messer in den Oberkörper, dann fliehen die Jugendlichen. Der Junge bleibt zurück, schleppt sich blutend zur U-Bahn, stirbt aber, bevor er sein Ziel erreichen kann. Es wurde noch versucht, ihn wieder zu beleben, erfolglos. Aber natürlich – die Videokameras haben alles gefilmt und anhand des Materials können die Täter vielleicht gefasst werden. Ein Hoffnungsschimmer und ein erneutes, großes „Ja“ für die Videoüberwachung. Die ganze Palette an Informationen könnt ihr euch aus diesem Artikel saugen.

Mein Ja werden die Kameras trotzdem niemals bekommen. Der Mord ist passiert, ob die Kameras da nun baumeln oder nicht. Dass der Täter gefasst werden kann, wird man mir jetzt vorwerfen, natürlich. Aber die Videokameras sind nur ein Vorbote einer ganzen Politik, die auf uns zurollt, den Menschen transparent und durchsichtig gestaltet. Erst letztens sagte noch jemand zu mir: „Ich möchte gern kontrolliert werden, ich möchte Sichherheit. Und es wirkt präventiv abschreckend auf potenzielle Kriminelle.“ Das tut es nicht, das ist bewiesen, aber tut auch nichts zur Sache, ich finde es trotzdem grauenhaft. Denn es ist meine Freiheit, die dabei drauf geht. Und niemand weiß, wohin das letzendlich führen wird. Kennt ihr den Film Minority Report? Es gibt keine Sicherheit. Sie ist reine Illusion.

Doch abschließend möchte ich gern mein Beileid der Familie des Jungen aussprechen. Es ist unfassbar, was geschehen ist und es gibt keine Worte für diese Ungerechtigkeit.