Cointainern in Hamburg – protestieren gegen die Wegwerfgesellschaft

Kennt ihr „Cointainern“? Nein. Den Begriff kannte ich auch noch nicht, nur das was es bedeutet. Essen aus der Mülltonne.

Cointainern in HH - Straftat oder Meinung? (c)enna./flickr.com

Es war morgens, ich hatte mal wieder getrödelt, ich war zu spät für die Arbeit dran und habe den Bus verpasst. Also habe ich mich auf den Weg zur Bahn gemacht. Mein Weg führt an einem Penny vorbei. Da lief mir eine Frau mit einem randvoll gefüllten Hackenporsche mit Salat und Bio-Bananen an mir vorbei. „Okay, die hat viel eingekauft“, dachte ich mir. Dann kam mir aber die nächste entgegen. Ich folgte ihr mit meinen Augen und sah wie sie nicht den Penny betrat sondern sich zu den Mülltonnen stahl. Ich war entsetzt. Zwar kannte ich aus einem Bericht, dass es solche „Vereinigungen“ in New York gab, aber hier in Deutschland war mir das neu. Ich kannte bis dato nur das Paar in Horn, dass jeden Tag sämtliche Mülltonnen nach Pfandflaschen durchwühlt um sich dann Bier und Zigaretten zu kaufen 😉 

Warum erzähle ich Euch das?
Weil ich heute einen Bericht auf mopo.de gelesen habe, in dem es um zwei junge Hamburger geht, die wegen dieser Sache vor Gericht stehen. Cornelius und Dirk. Cointainern ist nämlich strafbar, es ist Diebstahl. Bei den beiden ist es eine Einstellung– gegen die, unsere, Wegwerfgesellschaft. Und die beiden scheinen echt keine bösen Menschen zu sein: Cornelius macht derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr und ist gegen Nazis. Dirk hat Malermeister gelernt, ist aber derzeit arbeitslos und muss von Hartz IV leben. Im Sommer hatte er Feld besetzt, um so den Anbau von genmanipuliertem Mais zu verhindern.

Warum holt man sich Essen aus der Mülltonne?
Naja, gute Frage. Zum einen können sich viele Menschen in Hamburg keine „teuren, tollen“ Sachen leisten. Das halte ich zwar für fragwürdig, wenn ich bedenke, dass Deutschland echt günstig von der Lebenshaltung ist.. Aber nun gut. Zum anderen muss man sich mal ansehen womit wir Kunden in Kauflaune versetzt werden. Gerade die teuren Lebensmittelgeschäfte protzen nur so mit frischen, tollem Obst. Kunden kaufen nach dem Aussehen. Und wenn da eine Delle, Druckstelle oder Knick in der Ware ist, dann wird es nicht mehr verkauft. Ab in die Tonne. Das geht Salat so, Dosenessen, Obst etc. 

Warum wegwerfen bei den Alternativen die Hamburg bietet?
Das frage ich mich auch! Z.B. mein Lidl spendet „nicht mehr so tolles Essen“ an die Tafel, die derzeit etwa 1.300 Obdachlose und 190.000 Sozialhilfeempfänger mit Essen versorgt was wir „nicht mehr wollen“.  Das wird dann den bedürftigen kostenlos oder gegen einen geringen Geldwert gegeben. Im TV habe ich mal einen Bericht gesehen, wo eine Frau mit einem ganzen Kasten Obst und Gemüse für was um 1,50 Euro nach Hause gehen konnte. Wegwerfen ist verdammt scheiße und das finde ich äußerst bescheiden…  Trotzdessen ist das Cointainern eine Straftat- auch wenn die Verhandlung fast schon lächerlich wirkt. Man darf gespannt sein was dabei raus kommt.

 

Was ist Eure Meinung dazu? Gehören die in den Knast oder soll man die Menschen doch einfach lassen? Wenn das eh keiner haben will?

4 comments on “Cointainern in Hamburg – protestieren gegen die Wegwerfgesellschaft

  1. Babette

    Hallo „egal“,

    meinst Du? Und diese Meinung kannst Du Dir erlauben ohne mich zu kennen? Und traust Dich nicht mal Deinen Namen zu nennen 😉

    Vielleicht habe ich mich oben etwas undeutlich ausgedrückt, dass Du Dir diese Meinung gebildet hast..

    Von den Lebensmittelkosten ist Deutschland wirklich günstig- schau mal in andere Länder.

    Ich bin defintiv der Meinung, dass in Deutschland niemand aus der Tonne essen MUSS. Es geht nicht um die Einstellung wenn man das tut, sondern aus dem MUSS.
    Das kann ich einfach behaupten, weil ich sowohl schon 50 Euro als auch wesentlich mehr im Monat zur Verfügung für Klamotten/Lebensmittel/Zigaretten etc. gehabt – verhungert bin ich nicht und mein Essen musste ich auch nicht in Tonnen zusammensammeln.

    Ich denke einfach, dass Menschen die wenig Geld zur Verfügung haben eben dann nicht in den Edeka gehen können & für 3 Teile 15 Euro hinlegen können.. oder? Sondern dann „muss“ man eben zum Discounter und zahlt 5 dafür. Oder aber man beschwert sich nicht, dass die Lebensmittel zu teuer sind.. Verstehst Du was ich meine?

    Damit verallgemeinere ich nicht, aber ich kenne einfach viele die so handeln.. wenig Geld, aber Essen muss aus den „tollen, teuren“ Läden kommen.

    LG
    Babette

  2. Pat

    Dieser Artikel erinnert mich an den Sperrmülltag in Hamburg in den 70er Jahren. Zu dieser Zeit wohnte ich in Winterhude – bevor das Viertel so nobel wurde. Einen Tag pro Monat konnte man größere häusliche Gegenstände, die man wegschmeißen wollte, auf die Straße bringen und neben den Mülleimer stellen. Abends durfte jeder auch herumgehen, sich die verschiedenen Sachen angucken und alles, was ihm gefiel, mit nach Hause schleppen. Ich glaube nicht, dass dieser Brauch damals eine Straftat war – eher eine fühere Form des Wiederverwertens und allerdings durchaus wichtig für jeden Studenten, der knapp bei Kasse war.

    Übrigens: ‚Cointainern‘ oder ‚Containern‘? Hat wohl nichts mit Münzen zu tun, oder? 😉

  3. Babette

    Hallo Pat,
    hier in Billstedt/Horn wird das immer noch so gemacht. Täglich. Alles was auf der Straße steht wird innerhalb von 2 Std. weggesammelt xD

    Aber jetzt ist das ja Stadteigentum, sobald es an die Straße kommt, wenn ich mich richtig erinnere.

    Cointainern.. So nannte die Mopo diese neue „Beschäftigung“, deswegen habe ich das mal so übernommen 🙂

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