Berliner Weihnachtsmärkte

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Ein Hauch von Zimt im Ramschladen

Sonntagabend, spät: Ich steige am Potsdamer Platz um und nehme mir ein paar Minuten, um die populäre „Winterwelt“ in Augenschein zu nehmen. Was es dort zu sehen gibt, ist allerdings ziemlich ernüchternd. Zunächst einmal kann von einem „Weihnachtsmarkt“ im eigentlich Sinn nicht die Rede sein; vielmehr handelt es sich um die künstliche Vergrößerung des Warenhauses „Potsdamer Arcaden“ mithilfe gleichaussehender Blechbuden. Da trifft es sich natürlich gut, dass die „Arcaden“ an allen Adventssonntagen ihre Türen öffnen. Kann ja sein, dass das Muttertier irgendwelche Waren oder Dienstleistungen feilbietet, welche die Buden nicht haben. Ist aber eher unwahrscheinlich: Von Rücken-Kratzbürsten über Shiva-Figuren, Honigschnaps und Blechspielzeug ist hier eh alles zu haben. Natürlich auch die traditionellen Weihnachtsmarkt-Klassiker: Leuchtkristalle, grinsende Buddhas, Räucherstäbchen und Mützen mit Anarchie-Zeichen. An Weihnachten, oder an das, was man vielleicht mal damit verbunden hat, gemahnt eine riesige, künstliche Rodelbahn, deren Energieverbrauch wohl allein schon das Abschmelzen mehrerer Eisberge bewirkt, und unzählige Lichterketten, die – wirklich – noch ins letzte Gebüsch gestopft wurden. Die strahlen so hell, dass über dem Weihnachtsmarkt eine Lichtkuppel entsteht.

Es gibt natürlich noch andere Weihnachtsmärkte in dieser Stadt. Da wäre jener traditionelle Markt vor der Gedächtniskirche mit seinem, ebenfalls traditionellen, Katastrophenbaum. Allerdings ist sein Besuch kein besonderes Vergnügen, wenn man nur am Wochenende Zeit hat; dann haben nämlich die radikalen Tierschützer auch frei und demonstrieren für die veganische Alternative. Nicht dezent und höflich, sondern, indem sie mich mit den Bildern wehrloser Tiere konfrontieren, die für meinen Genuss gelitten haben. Nicht eben weihnachtlich, fürchte ich. Sollte es mir aber gelingen, ihren Anblick zu ignorieren und ins Getümmel des Weihanchtsmarktes einzudringen, werde ich unweigerlich betrogen und ausgeraubt. Betrogen von Budenbesitzern, die verdünnten Eierpunsch (uähh…) zu schier wahnwitzigen Preisen verhökern; ausgeraubt von all den zwielichtigen Gestalten, die ernsthaft glauben, „Pickpocket“ sei ein Dokumentarfilm.

Ich kann froh sein, wenn ich nach einem Weihnachtsmarktbesuch überhaupt noch nach Hause komme.