Berlin: Arm aber sexy?

      Kommentare deaktiviert für Berlin: Arm aber sexy?

Als der ehemalige Regierende Bürgermeister Berlin als arm, aber sexy bezeichnete, bezog er sich auf die Haushaltslage des Stadtstaates. Zumindest hinsichtlich der Armut lässt sich sein Satz aber auch auf die Einwohner der Bundeshauptstadt anwenden, denn der prozentuale Anteil der Hartz IV-Empfänger ist nirgends so hoch wie in Berlin.

Die Armutsgefährdung gemäß den Daten des Statistischen Bundesamtes

Das statistische Bundesamt untersucht die Armutsgefährdung anhand der relativen Armut, die bei sechzig Prozent des vergleichbaren Durchschnittseinkommens liegt. Daraus ergibt sich ein Betrag von 869 Euro monatlich für den Single-Haushalt und 1.826 Euro für eine vierköpfige Familie. In Berlin lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2014 bei 21,4 Prozent und damit deutlich höher als in den neuen Bundesländern insgesamt (19,8 Prozent). Mit einem sehr geringen Einkommen lässt sich bei sparsamer Haushaltsführung wirtschaften, wenn keine unvorhergesehenen Ausgaben anfallen. Doch bereits eine defekte Waschmaschine kann bei einem so geringen Haushaltseinkommen die Schuldenspirale auslösen, da der in Anspruch genommene Dispositionskredit kaum getilgt werden kann und die Bank hohe Zinsen verlangt. Noch stärker ausgeprägt als in Berlin ist die Armutsgefährdung in den Bundesländern Bremen und Mecklenburg-Vorpommern sowie in einigen Ruhrgebietsstädten wie Dortmund und Duisburg. Betroffene sollten rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen und die Schuldnerberatung aufsuchen, solange die Verbindlichkeiten noch überschaubar sind. Im Internet gibt es Informationen unter https://www.schuldendirekthilfe.de/.

Der hohe Anteil der Hartz IV-Bezieher in Berlin

Noch stärker als bei den statistischen Daten zur Armutsgefährdung wird die schlechte wirtschaftliche Lage der Berliner Familien deutlich, wenn die Anzahl der Hartz IV-Bezieher als Maßstab für eine soziale Schieflage herangezogen wird. Dabei zeigt sich, dass ein Drittel aller Berliner Kinder in einer Familie lebt, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II bezieht. Zwischen den einzelnen Bezirken besteht ein deutliches Ungleichgewicht: Während die Hilfe zum Lebensunterhalt in Neukölln die Hälfte der Familien betrifft, ist der Anteil der Leistungsempfänger in Steglitz-Zehlendorf geringer als im Bundesdurchschnitt.

Die Kinderarmut ist besonders kritisch zu sehen

Die Kinderarmut verschlechtert die Bildungschancen und steigert somit die Wahrscheinlichkeit, dass die Betroffenen auch als Erwachsene in Armut leben. Ihr Auftreten ist somit besonders bedenklich. Zugleich belasten die hohen Ausgaben für die Hartz IV-Leistungen die Stadtkasse, so dass zu wenig Geld für notwendige Maßnahmen zur Bildungsförderung zur Verfügung steht. Als sexy lässt sich die Armut der Berliner Familien nicht bezeichnen.

Bildrechte: ThinkStock, iStock, Eldad Carin

Werbung