Anonymität in der Großstadt

      Kommentare deaktiviert für Anonymität in der Großstadt

Hamburg ist die zweitgrößte Stadt von Deutschland und trotzdem erscheint sie mir des Öfteren als sehr, sehr klein. Eine Bestandaufnahme.

Allein in der Stadt?! Von wegen! Flickr/marfis75

Gestern kam ich gegen Mitternacht in Hamburg mit dem Zug an. Verschlafen torkelte ich aus dem Zug, rieb mir die Augen und stiefelte Richtung HVV-Bahn, als ich erschrocken inne hielt, weil mir ein bekanntes Gesicht entgegen lief. Wir grüßten uns kurz und gingen weiter unseres Weges. Eine halbe Stunde später sitze ich in der Bahn und an einer völlig anderen Haltestelle steigt eben jenes Gesicht in das selbe Zugabteil ein, in dem ich sitze. Wir schauen uns an, die Augen werden groß und die Überraschung fällt aus unseren müden Gesichtern wie staubiges Make Up.

„Immer, wenn ich von Berlin nach Hamburg komme, habe ich das Gefühl, dass Hamburg ein kleines Provinznest ist!“, meinte mal jemand, der mich mit dieser Aussage provozierte. Immerhin war ich doch so stolz, als Provinzmädchen und ausgewachsenes Landei in die pulsierende, riesengroße Großstadt gezogen zu sein! Doch jetzt, nach einigen Jahren Selbsterfahrung, muss ich sagen: Da ist was dran. Hamburg ist die zweitgrößte Stadt, aber irgendwie ist es doch sehr klein hier.
Wie oft spaziere ich durch die Innenstadt und begrüße ehemalige Studikollegen?

Tatsächlich habe ich schon lange nicht mehr das Gefühl, mich in einer anonymen, grauen Menschensuppe zu bewegen, wenn ich unterwegs bin. Ganz im Gegenteil, ständig suche ich im Gesichterbrei ein bekanntes Mosaiksteinchen, nach dem ich greifen kann. Und meistens habe ich Erfolg damit. Ich gehe nicht in Jogginghose und Latschen zum Penny-Supermarkt, weil ich dort sicher nicht unerkannt einkaufen gehen kann. Ganz schlimm sind natürlich große Events wie der Hafengeburtstag, wo ich nur hingehe, wenn ich auch in der Stimmung dazu bin, viele bekannte Leute wieder zu treffen.

Wie ist das bei euch? Trefft ihr auch ständig bekannte Gesichter? Und wie findet ihr das? Genauso ätzend wie ich, die sich gerne mal in der grauen Menschensuppe verlieren würde und die Anonymität eigentlich sehr genießt? Oder seid ihr da ganz anders? Mehr zu Hamburg erfahrt ihr übrigens auf dem offiziellen Stadtportal, die euch mit gutem Futter bezüglich Hafengeburtstag und co. versorgen 😉 !